11.09. - 21.10.2023
MODERN & CONTEMPORARY Herbst 2023
3

Max Weiler

1910 Absam bei Hall - 2001 Wien

Biografie

Adventblume 1991

Farblithografie
48 x 61 cm (Druckgröße) 50 x 65 cm (Blattgröße)
Signiert, datiert und betitelt rechts unten: Adventblume MWeiler (19)91
Nummeriert links unten: 58/300
Auflage: 300 Stück, artist proofs

Literatur

Regina Doppelbauer, Yvonne J. Weiler: Max Weiler Werkverzeichnis. Die Zeichnungen/Arbeiten auf Papier, http://maxweiler.albertina.at/, Weiler341;
Yvonne J. Weiler (Hg.), Max Weiler. Aus der Natur gemacht, Innsbruck-Wien 1997, S. 257

Nach seiner Emeritierung 1981 arbeitet Max Weiler, nun losgelöst von beruflichen Zwängen, weiter mit ungebrochener Schaffenskraft und begann auch einen besonderen Sinn für seine eigene Lebensgeschichte zu entwickeln: „Ihm wurde klar, in welchem Umfang seine Malerei Erinnerungen an Naturbilder enthielt, die er seit seiner Kindheit in sich angesammelt hatte. Das Paradies der frühen Kindertage und das Paradies einer Natur im Werden“ . Und nicht zuletzt tritt mit Yvonne J. Fahlström eine neue Liebe in sein Leben – eine Zeit des Neubeginns, die sich leidenschaftlich auch in den Gemälden des Künstlers in ungeahnt strahlenden Farbwelten und fantasievoller Formenvielfalt widerzuspiegeln scheint. „Was das Spätwerk da und dort auszeichnet… ist ein Moment der Ekstase, eine rauschartige Übersteigerung, die einigen seiner Bilder einen dionysischen Furor verleiht. Weilers alte Überzeugung, dass Natur und Spiritualität im Kern verwandt sind, gewinnt im Spätwerk neue Überzeugungskraft.“ Hier, in den späten 1980er Jahren, fand Max Weiler nach einem bereits sechs Jahrzehnte überspannenden Oeuvre zu seinem letzten großen Abenteuer: ungemein starkfarbige und oft großformatige Landschaftsvisionen, die in ihrem leuchtenden Kolorit die reduzierte und monochrome Palette der vorangegangenen Jahre regelrecht in den Schatten zu stellen vermag.

Ein großartiges, geradezu ikonisches Beispiel dieser so bedeutenden Werkphase ist nebenstehendes Meisterwerk „Adventblume“ aus dem Jahr 1991, das der Künstler auch in einer seiner schönsten Druckgrafiken variierte (Kat.Nr. 3). Bemerkenswert ist zunächst die unglaubliche Dynamik, die der Komposition wie dem Malakt selbst innewohnt und nichts vom fortgeschrittenen Alter des Malers ahnen lässt. Ganz im Gegenteil, mit souveräner Selbstverständlichkeit spielt Max Weiler seine jahrzehntelang gesammelte Erfahrung im Umgang mit der Eitemperafarbe und ihren Eigenschaften sowie mit der technischen Beherrschung des Malens aus und gelangt dabei zu einer verblüffenden Form von Leichtigkeit, einer großartigen, geradezu musikalischen Rhythmik von Farbakkorden, von Farbtektonik auf der Leere eines weißen Grundes. Wie aus einem selbstverständlichen malerischen Automatismus heraus, gleiten kaleidoskopartig Farben und Naturformen auf der großen Leinwand neben- und ineinander, setzt Max Weiler in leuchtender Malerei ein Mosaik aus dynamisch sich verändernden Flächen, Flecken, Strichen und Rinnsalen auf den Bildträger und vermittelt so seine Vision von der belebten Vielfalt und Unendlichkeit des Kosmos. Das Bildgeschehen zeigt Landschaftsähnliches gleichsam im Fluss, im Prozess des Entstehens und Wachsens, auch über die Begrenzungen des Bildraumes hinaus. Dreh- und Angelpunkt der monumentalen Komposition ist die zarte „Adventblume“ – ist sie der violette Blütenkranz oder eher die orangefarbige Dolde? – in der unteren Bildmitte: auf jeden Fall lässt uns der Künstler teilhaben am Wunder des Lebens, am Aufblühen einer kleinen, verletzlichen Blume inmitten einer kalten, wenn auch hoffnungsfrohen Jahreszeit. Ein ganzer Kosmos naturähnlicher Formen wächst um die Blume herum, ein fremdes Sonnensystem aus pulsierender Materie kreist um dieses kleine Leben – eine archaische Welt, die Assoziationen an smaragdrot fließende Lavaströme, ultramarinblau funkelnde Kristalle, chromoxydgrün schimmernde Moose und Flechten sowie gelbgrüne Blätter und türkisgrau lumineszierende Gesteinsfragmente evoziert. Ein energiegeladener Raum aus Licht-, Farb- und Formkaskaden, der sich in einem überirdisch wirkenden, magischen Leuchten aus der Leinwand manifestiert und mit den pulsierenden Metamorphosen von Max Weilers organischen und anorganischen, pflanzen- und naturähnlichen Fragmenten zu verschmelzen scheint.

Am Zenith seiner Kunst und Lebensweisheit zeigt Max Weiler in dieser visionären Bildschöpfung, ein absolutes Hauptwerk seines Kunstschaffens, nichts weniger als eine Apotheose von Reichtum, Kraft und Pracht der ewigen – und in unseren Zeiten auch fragilen – Natur: „Alles in Einem: das ist das Leben, dessen Spur er malend gezogen hat.“

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