Ohne Titel (Body Pose) frühe 1970er Jahre
Mischtechnik auf Fotografie
48 x 60,5 cm
Signiert rechts unten: A. Rainer
Provenienz
Privatsammlung Wien
Literatur
Vgl.: Antonia Hoerschelmann, Helmut Friedel (Hg.), Arnulf Rainer, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien 2014/2015, Abb. S. 108 ff.;
Ingried Brugger (Hg.), Arnulf Rainer. Gegen. Bilder. Retrospektive zum 70. Geburtstag, Ausstellungskatalog, Kunstforum, Wien 2000, Abb. S. 128 ff.;
Arnulf Rainer. abgrundtiefe-perspektiefe. Retrospektive 1947-1997, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Krems, Krems 1997, Abb. S. 160 ff.
Nach den Übermalungen der früheren Jahre beginnt ab Mitte der 1960er Jahre eine neue Werkphase im Schaffen Arnulf Rainers. In den „Face Farces“ tritt die Grimasse und einige Zeit später in den „Body Poses“ oder auch „Body Languages“ der Gestus als Ausgangspunkt in sein Schaffen. „Wenn ich zeichne bin ich aufgeregt, spreche mit mir selbst, verziehe mein Gesicht, beschimpfe Leute, bewege und verwandle mich permanent als Leib, Charakter und Person.“ Diese Anspannung wird zunächst in Fotoautomaten und später im Atelier mit einem Fotografen im Bild festgehalten. Die Fotoserien dienen dann als Ausgangspunkt, gleichsam als Unterlage für den expressiven Gestus.
„Es drängt mich den Bildern jene Dynamik und Spannung aufzumalen, die mich bei der Fotoaufnahme erfüllten. So akzentuiere ich durch die Überzeichnung meine Körperexpression und analysiere graphisch Motorik und Gestik.“ (Arnulf Rainer, 1971/1972)
In vorliegender „Body Pose“ steht die devot kniende Haltung des Künstlers, die Hände wie zum Gebet gefaltet, die Augen andächtig geschlossen, im scharfen Kontrast zu den aggressiv gesetzten schwarzen Strichen, die den Körper bedecken. Das Profil des Künstlers wird verzerrt dupliziert, wie wenn sich hier das wahre Ich offenbaren oder ein Dämon aus der Haut eines Besessenen fahren würde. In dieser Selbstinszenierung vor einem neutral weißen Hintergrund versteht Arnulf Rainer sein Gesicht und seinen Körper „als korrespondierende Leinwand“ und lässt „die Malerei auf diese überspringen“ . Er schleudert die Farbe auf dieses Abbild seiner selbst, er streicht es zu, befleckt und besudelt, überstreicht und zerkritzelt es und arbeitet so den „psycho-energetischen ausdruck“ heraus.
Die „Body Poses“ gehören mit zu den populärsten und wichtigsten Arbeiten Arnulf Rainers.