11.09. - 21.10.2023
MODERN & CONTEMPORARY Herbst 2023
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Hermann Nitsch

1938 Wien - 2022 Mistelbach

Biografie

Schüttbild 2011

Acryl, Blut auf Leinwand
80,5 x 60 cm
Rückseitig signiert und datiert: Hermann Nitsch 2011
Rückseitig nummeriert: KK_004_11

Provenienz

Galerie Maier, Innsbruck;
Privatbesitz, Wien

Literatur

Vgl.: Nitsch. eine retrospektive, Ausstellungskatalog, Sammlung Essl, Klosterneuburg 2003/2004, Abb. S. 110 ff., S. 206 f.

Hermann Nitsch, 1938 in Wien geboren, zählt zu den wichtigsten und international bekanntesten Vertretern des Wiener Aktionismus. Unmittelbar nach Abschluss der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt entstand bereits die Idee des Orgien Mysterien Theaters. Eine alle Sinne umfassende Theaterinszenierung, konzipiert als Gesamtkunstwerk aus Musik, Darstellung und Malerei, die er seit den frühen 1960er Jahren mit zahlreichen Aktionen konsequent immer weiterentwickelte, begleitet vom Unverständnis einer breiten Öffentlichkeit. Die Aktions- und Ausstellungstätigkeit in den 1960er Jahren in Wien führte so zu mehreren Prozessen und drei Gefängnisstrafen, die den Künstler dazu veranlassten, Österreich für einige Zeit den Rücken zu kehren und bis 1978 in Deutschland zu leben. 1971 erwarb er das Schloss Prinzendorf in Niederösterreich, das zukünftig Austragungsort des Orgien Mysterien Theaters sein sollte. Mit dem 6-Tage-Spiel, das im August 1998 ebendort stattfand, erreichte die Aktionsarbeit Hermann Nitschs einen vorläufigen Höhepunkt. Die nunmehr große öffentliche Anerkennung der Bedeutung des Werks des Künstlers ermöglichte 2005 die Durchführung der 122. Aktion im Wiener Burgtheater. 2007 wurde das Nitsch Museum in Mistelbach eröffnet und im Folgejahr das Museo Hermann Nitsch in Neapel. Der Künstler wurde mit zahlreichen Auszeichnungen wie dem Großen Österreichischen Staatspreis für sein Schaffen geehrt, seine Arbeiten befinden sich heute in zahlreichen Museen und Sammlungen im In- und Ausland. Er verstarb 2022.
Das Orgien Mysterien Theater aber lebt weiter und wird in der großangelegten Ausstellung „Hermann Nitsch – Das 6-Tage-Spiel“ vom 26.3. bis 26.11.2023 im Museum in Mistelbach in Kooperation mit der Albertina Wien geehrt.

Die enigmatischen Schüttbilder von Hermann Nitsch sind wesentlicher Bestandteil seines Schaffens. Sie entstehen im Rahmen der Aktionen, Malaktionen und auch als eigenständige Werke. Sie sind gleichsam die Essenz seines Kunstwollens.

Auf der groben, weiß grundierten Leinwand entfaltet sich wuchtig der Urknall des Lebens. Es rinnt und spritzt, es explodiert und implodiert, es gärt und brodelt, dehnt sich aus und zieht sich zusammen, pulsierend wie ein Herzschlag, der die Malerei zum Leben erweckt. Hermann Nitsch ergibt sich hier ganz dem zur Ekstase gesteigerten „Farbrausch“ . Über die bräunlich aufgetrockneten Blutspritzer und -lachen hat Nitsch rote Farbe geschüttet, so heftig, dass sie nach allen Seiten davonstiebt. In einer weiteren pastos aufgetragenen Malschicht sieht man Spuren einer rauschhaften Bearbeitung. Der Künstler hat die Farbe mit Fingern und Handflächen bearbeitet, in der Materie gewühlt, sie eingerieben, um ihr gleichzeitig in zu Tropfen auslaufenden Rinnsalen wieder freien Lauf zu lassen. Wie in Gedärmen wühlt er in der Farbe, begreift sie als Substanz, mit der er seine Bilder aufbaut.

„So habe ich von Anfang an die Farbe nicht als Klang begriffen, sondern als Farbsubstanz, als Farbmaterie, die verschmiert werden kann, verspritzt werden kann, man kann in die Farbpaste, in den Farbschleim wie in Eingeweide hineingreifen.“ (Hermann Nitsch)

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