Herbstlandschaft in Tirol um 1925
Tempera auf Papier
14 x 11 cm
Das Bild ist im Werksarchiv Alfons Walde unter der Nummer D-GW-257 registriert.
Provenienz
Privatsammlung Wien
Literatur
Vgl.: Alfons Walde, Ausstellungskatalog, Leopold Museum, Wien 2006;
Gert Ammann, Alfons Walde. 1891-1958, Ausstellungskatalog, Museum Minoritenkloster Tulln; Museum Kitzbühel, Kitzbühel 2001
Alfons Walde galt schon zu Lebzeiten als genau beobachtender und origineller Chronist jahrhundertealter Bräuche und Religiosität. Die legendären „Gasslrennen“ und Fasnachtsumzüge in Kitzbühel hat er in unvergleichlichen Gemälden ebenso festgehalten wie Begegnungen der Dorfbewohnerinnen auf der Kirchenstiege oder stolze Bauern in sonntäglicher Tracht vor dem Kirchgange. Neben diesen weithin berühmten, mittlerweile „klassischen“ Kompositionen finden sich in seinem Oeuvre auch seltene, persönlich gefärbte, aber nicht minder reizvolle Schilderungen von verwitterten hölzernen Wegkreuzen im Winter oder alten steingemauerten Kapellen als Zeugen einer jahrhundertelang verwurzelten, tiefen Religiosität in der Tiroler Kulturlandschaft.
Auch in nebenstehender dynamischer Studie konnte sich Alfons Walde der Schönheit eines einfachen, bezaubernden Motivs aus der Landschaft des Tiroler Unterlandes nicht entziehen: mit flottem Pinsel eingefangen, schlängelt sich ein Feldweg bildeinwärts steil eine Anhöhe hinauf, flankiert von hellgrünen Wiesen und einer Baumreihe, die den Hügelkamm mit hochgewachsenen flimmernden Laubkronen rhythmisiert. Der strahlend blaue „Postkartenhimmel“ taucht die Szene in ein mildes, klares Herbstlicht, konturiert die Bäume mit fulminantem orangeroten Blattwerk, akzentuiert den Wegrand in sonnenüberglänztem Grün und lässt das Giebeldach eines weißgekalkten Marterls pointiert als roten Blickfang aus der lieblichen Landschaft herausleuchten.
Mit dem virtuosen Pinselstrich jahrelanger künstlerischer Erfahrung fängt Alfons Walde in beinahe fauvistischer Form- und Farbauflösung und mit großer Lebendigkeit ein ungemein reizvolles Motiv aus der von ihm so geschätzten Tiroler Kulturlandschaft ein, das auch heute noch dem aufmerksamen Wanderer unverändert begegnen kann.