Kirchstiege um 1920
Öltempera auf Papier auf Karton
27 x 30 cm
Monogrammiert und signiert rechts unten: A/W Walde
Rückseitig originales Künstleretikett: Alfons Walde Kitzbühel Tirol
Das Bild ist im Werksarchiv Alfons Walde registriert.
Provenienz
Privatbesitz, Österreich
Literatur
Vgl.: Gert Ammann, Alfons Walde, 2. Auflage, Innsbruck 1987, S. 156, 186, 208 ff.;
Alfons Walde, Ausstellungskatalog, Leopold Museum, Wien 2006;
Österreichische Galerie Belvedere (Hg.), Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien, Band 4, Wien 2000, S. 205 ff.
„Wie köstlich sind seine Bauernbilder! In einfachen, klaren Linien und Flächen stellt er uns seine Bauerngruppen vor Augen und zeigt sie uns im Kleide weniger kräftiger Farben voll Zusammenklangs; ohne viel Töne kommt er aus und bringt die Gestalten doch zu vollem Leben“.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg kristallisiert sich ein künstlerisches Leitthema im Oeuvre Alfons Waldes heraus: die Auseinandersetzung mit dem damals noch ländlichen, vorindustriellen, von jahrhundertealtem bäuerlichen Alltag und gelebten Traditionen geprägten Kulturraum seiner Tiroler Heimat. Feinsinnig und genau beobachtend, verewigt der Künstler diese tief empfundene, gelebte Tradition – die berühmten Gasslrennen in Kitzbühel, vielfigurige Fasnachtumzüge, den Alltag, die Festtage und Kirchgänge des bäuerlichen Lebens – nach den schwierigen Kriegsjahren in reizvollen und authentischen Gemälden, die heute zum bleibenden Erbe der Tiroler Kultur zählen. Mit einem künstlerischen Vokabular, das durch persönliche Begegnungen mit Gustav Klimt und Egon Schiele im sezessionistischen und frühexpressionistischen Wien der Vorkriegsjahre geprägt wurde, beginnt in der Dekade nach dem Ersten Weltkrieg Alfons Waldes zweite wichtige Schaffensphase . Schlüsselwerke wie die monumentale „Stadt im Tauschnee (Kitzbühel)“ oder auch nebenstehende frühe Fassung der bald so berühmten Serie der Kirchgänge und Begegnungen zeigen erstmals eindrucksvoll eine Farb- und Formreduktionen im Sinne des Expressiven und Monumentalen. Gegenüber dem Werk der Vorkriegsjahre erscheint das Gegenständliche hier nun zu großen stilisierten Flächenwerten zusammengezogen, mit kräftiger Silhouettenwirkung, weitgehend unmodulierter Farbe und spannungsreicher, festgefügter Komposition. „Haltung und Bewegung der pittoresken bäuerlichen Figuren sowie ihr charakteristisches Umfeld werden dadurch zu ausdrucksvollster Wirkung gebracht, in der breiten Stilisierung, kräftigen Farbigkeit und erzählerischen Heiterkeit nicht selten an die Wirkung ländlicher Volkskunst erinnernd, die für die Ausprägung des Expressionismus bekanntlich wichtige Impulse gab.“