15.10. - 15.11.2025
FINE ART 2025
1

Olga Wisinger-Florian

1844 Wien - 1926 Grafenegg

Biografie

Feldblumen 1884

Öl auf Holz
58 x 37 cm
Signiert und datiert links unten: O. Wisinger Florian (1)884
Rückseitig signiert, datiert und betitelt auf originalem Klebeetikett: Feldblumen Ölgemälde von O. Wisinger-Florian Wien IV.
Das Bild wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

Provenienz

Privatsammlung Österreich

Literatur

Vgl.: Marianne Hussl-Hörmann, Hans-Peter Wipplinger, Olga Wisinger-Florian. Flower Power der Moderne, Ausstellungskatalog, Leopold Museum, Wien 2019; Abb. S. 73;
Gerbert und Marianne Frodl, Die Blumenmalerei in Wien, Wien 2010, S. 116-129;
Kunst des 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien, Band 4, Wien 2000, S. 285 ff.

Stallburggasse

Weitere Informationen

„Olga Wisinger-Florian war ungemein erfolgreich. Sie galt als die Blumenmalerin par excellence und hatte in diesem Metier keine Konkurrenz.“

Nach den großartigen Schöpfungen der Blumenmalerei im österreichischen Biedermeier – man denke an die maßstabsetzenden Gemälde von Franz Xaver Petter, Ferdinand Georg Waldmüller, Pauline Koudelka oder Rosalie Amon – war auf diesem Gebiet lange Zeit eine Steigerung kaum denkbar. Aber wie kaum eine andere heimische Künstlerin oder ein heimischer Künstler des ausgehenden 19. Jahrhunderts vermochte gerade Olga Wisinger-Florian dem Themenkreis „Blumen“ mit einer faszinierenden motivischen Vielfalt, einer unvergleichlichen Leichtigkeit und Eleganz der Darstellung sowie einer besonderen malerischen Qualität eine zeitlos-moderne Neuausrichtung zu geben. Von panoramahaften „Blumenlandschaften“ am freien Feld über reizvolle gepflegte Beete in Park- und Bauerngärten sowie Darstellungen von Jahreszeitenzyklen oder schlichten „Porträts“ einzelner Wiesenblumensträuße – beeindruckend variantenreich durchzieht das Blumengenre von Anfang an leitmotivisch das Schaffen der Künstlerin.

Ein herausragendes Beispiel ist nebenstehendes frühes Gemälde „Feldblumen“, das im Spannungsfeld zwischen altniederländischem Blumenstück, österreichischem Spätbiedermeier und vor allem der neuartigen, unkonventionellen Auffassung ihres damaligen Mentors Emil Jakob Schindler steht, durch den sie eine bislang unbekannte Dimension des Sehens und Malens erlernte. Auf einer verwitterten hölzernen Fensterbank, vor einem indifferenten, dunkel lasierten Hintergrund ist eine bunt glasierte Keramikvase abgestellt, in der ein üppiger, wohl eben frisch gepflückter „Feldblumenstrauß“ bildfüllend inszeniert ist. Dicht an dicht reiht sich ein funkelndes Stakkato aus zahlreichen Margariten, Glockenblumen, Veilchen, Clematis, Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht, umschmiegt von zarten Wiesengräsern und den feinen weißen Blütenköpfen der Schafgarbe. In verblüffender botanischer Präzision und feinster malerischer Differenzierung ist dieses Blütenfeuerwerk geschildert, und wie zufällig verstärkt ein streifender Sonnenstrahl die plastische Strahlkraft der Blütenpracht. Wie um die Frische und Unmittelbarkeit des gerade erst gepflückten Arrangements zu unterstreichen, hat sich für einen Augenblick ein zarter Admirals-Schmetterling mit den charakteristisch rot gebänderten Flügeln als reizvoller koloristischer Kontrapunkt auf der Fensterbank niedergelassen.
Ein schlichter, im Jahr 1884 am frühsommerlichen Feld gepflückter Strauß wird durch Hand und Auge Olga Wisinger-Florians zu einem zeitlosen Meisterwerk der Blumenmalerei und zugleich Hommage an die vielfältige Schönheit und Fragilität der Natur. Gemälde wie dieses wurden schon zu Lebzeiten der Künstlerin von Bürgertum und Adelskreisen kompetitiv gesammelt und sind gleichfalls auch heute am heimischen, wie internationalen Kunstmarkt weithin gesuchte Raritäten.

(Stefan Rodler)

Weitere Werke

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