15.10. - 15.11.2025
OSKAR LASKE
1

Oskar Laske

1874 Czernowitz - 1951 Wien

Biografie

Die Kreuzigung 1926

OPUS 3, 2. Fassung
Tempera und Öl auf Leinwand
115 x 140 cm
Signiert rechts unten: O. Laske

Provenienz

Privatbesitz Österreich

Literatur

Cornelia Reiter, Oskar Laske. 1874-1951, Leben und Werk, Dissertation an der Universität Wien, Wien 1992, op. 3, S. 2
Vgl.: Cornelia Reiter, Oskar Laske. Ein vielseitiger Individualist, Salzburg 1995, Abb. S. 29 (Kreuzigung, 1911, Opus 3)

Stallburggasse

Weitere Informationen

1926 malt Oskar Laske eine zweite Fassung der Kreuzigung Christi, dem berühmten Opus 3 aus dem Jahr 1911. Die orientalischen Architekturformen verweisen direkt auf eine Reise des Künstlers, die ihn im April und Mai 1911 nach Konstantinopel (heute Istanbul) und Griechenland – nach Athen, Korinth, Patras und Korfu – führt.

Von überall strömen Menschen auf die Plätze und in die Gassen, die steil zu jenem Berghang führen, auf dem ganz an den oberen Bildrand gerückt im Gegenlicht als gespenstische Schattenrisse die Kreuze von Christus und den beiden Schächern gen Himmel ragen. Das eigentliche Bildgeschehen ist weit aus dem Zentrum gerückt und kann nur durch die geschickte Lichtregie unsere Aufmerksamkeit erregen.

"Das eigentliche Thema der Komposition ist nicht das Geschehen der Kreuzigung, das sich ganz im Hintergrund auf dem Berg Golgatha abspielt, sondern das wilde Treiben der Menschenmenge im Vordergrund, die alle Laster der Welt zu versinnbildlichen scheint.“

Die unglaublich detailreiche Komposition ist in mehrere Bildebenen gegliedert. Im Vordergrund sehen wir die unbeeindruckt vom historischen Geschehen ihrem Tagewerk nachgehenden Menschen. Ganz vorne am unteren Bildrand steht ein Mann mit seinem Kind, der uns direkt anblickt und so am Geschehen teilhaben lässt. Dahinter herrscht reges Treiben: dicht bevölkerte Marktstände, zwei Tänzerinnen, um die sich ein Kreis gebildet hat, Soldaten zu Fuß und zu Pferd. Verschiedene Episoden mit Sklavenhändlern, Kurtisanen, Dieben und Bettlern buhlen um unsere Aufmerksamkeit: „Unerschöpflich ist die Vielzahl der erfassten Szenen, die nur in einem langsamen ‚Lesen‘ des Bildes in ihrer Vielzahl erfaßt werden können.“ Auch die Dächer der Häuser werden als Aussichtsplattformen genutzt. In einer weiteren Ebene beginnt das Interesse am Geschehen auf dem Gipfel des Golgatha zuzunehmen. Einige Leute haben sich auf den Weg zum Hinrichtungsplatz gemacht und schlängeln sich in Kolonnen den steilen Berg hinan.

„Nicht nur auf den beiden Straßen durch den Ort, auch aus der Ferne vom Fluß her und rechts durch den Pinienwald strömen aufgeregte Menschenmassen hinauf als strebten sie nach dem Hohen, Unerreichbaren, der Erlösung zu.“ (Oskar Laske)

Interessant und typisch für Oskar Laske ist „die Wechselwirkung zwischen der Masse, die aus genau charakterisierten Einzelindividuen besteht und dabei doch ganz homogene Masse ist, deren zahllose Sonderexistenzen scheinbar in einer Kollektivseele zusammenfließen“ . Gleichzeitig finden wir Parallelen zur Kreuztragung Pieter Bruegels des Älteren, die im Kunsthistorischen Museum in Wien hängt und Oskar Laske wohl bekannt war. Auch hier wird das eigentliche Bildthema marginalisiert und die den Lastern frönenden Menschen ins Zentrum gestellt.

„Ich bin bemüht, den Brennpunkt des Interesses nicht als Hauptgegenstand wirken zu lassen… In der Kreuzigung soll der ganze Menschheitsjammer gezeigt werden, die Leidenschaft, die Sünden der armen Menschlein. Christus ist bemüht sie davon zu erlösen.“ (Oskar Laske)

Oskar Laske gelingt es in diesem Bild, das schon zu Lebzeiten zu seinen bekanntesten Kompositionen gehört, den Kreuzestod Christi und somit die Erlösung der Menschheit von ihren Sünden, mit einer Szenerie zu verbinden, die detailreich eben diesen Sündenfall schildert.

(Sophie Cieslar)

Weitere Werke

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