Josef Floch

1894 Wien - 1977 New York

Biografie

Monte Pellegrino, Palermo 1931

Sizilien III
Öl auf Leinwand
53,5 x 73 cm
Signiert rechts unten: Floch

Provenienz

Privatbesitz Österreich

Ausstellung

AAA Gallery, New York 1942;
Hagenbund. Die verlorene Moderne, Halbturn 1993

Literatur

Karl Pallauf, Josef Floch. Leben und Werk. 1894-1977, Wien 2000, Wkv.Nr. 219, S. 195, m. Abb. (Monte Pelegrino (sic!), Palermo Sizilien III);
Die verlorene Moderne. Der Künstlerbund Hagen 1900-1938, Ausstellungskatalog, Österreichische Galerie im Schloß Halbturn, Burgenland 1993, Abb. S. 102

1894 wurde Josef Floch in Wien geboren. Ab 1913 besuchte er die Akademie der bildenden Künste, wo er anfangs von Rudolf Bacher, später von Franz Rumpler unterrichtet wurde. Obwohl Floch in Wien schon in früher Zeit sehr erfolgreich war, wurde sein Wunsch, die Heimat zu verlassen, mit den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg immer größer. 1918 reiste er nach München, wo er zum ersten Mal mit Bildern von Paul Cézanne, Vincent van Gogh und Hans Marées in Kontakt kam – eine Erfahrung, die für sein weiteres Schaffen nicht unbedeutend war. Auch wenn Josef Floch die große soziale und künstlerische Anerkennung im eigenen Land zu schätzen wusste, entschloss er sich 1925 zur Übersiedlung nach Frankreich. Es folgten mehrere erfolgreiche Ausstellungen in der berühmten Galerie Berthe Weill sowie 1931 in der Crillon Gallery in Philadelphia. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs änderte sich für den Künstler die gesamte Lebenssituation. In Österreich verfolgt und zum Verlassen seiner Wahlheimat Frankreich gezwungen, emigrierte er mit seiner Familie nach New York, wo er nun eine völlig neue Existenz aufbauen musste. Auch wenn es anfangs schwierig war Fuß zu fassen, dokumentierten die zahlreichen Auszeichnungen, die Josef Floch im Laufe der Zeit erhielt, seine Anerkennung in Amerika. Im Jahre 1972 fand in der Österreichischen Galerie im Oberen Belvedere eine viel beachtete Retrospektive statt. Josef Floch starb 1977 in New York.

1925 verlässt Josef Floch Wien in Richtung Paris und kann dank seines Freundes Willy Eisenschitz rasch Kontakte zur französischen Kunstszene knüpfen. Die Kunstkritiker, unter ihnen so prominente wie Jean Cassou, Direktor des Musée d’art moderne in Paris und späterer Begründer des Centre Georges Pompidou, feiern den Österreicher als einen der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts. Der Künstler steht gewissermaßen am Zenit der öffentlichen Anerkennung, sowohl in seiner Geburtsstadt Wien und seiner Wahlheimat Paris als auch in seinem künftigen Wohnort Amerika. Im April und Mai des Jahres 1931 bereist Josef Floch Italien. Er startet in Mailand und reist über die Toskana in den Golf von Neapel und dann weiter nach Sizilien.

Vermutlich nach dort angefertigten Zeichnungen entstehen noch im selben Jahr mehrere Versionen des Monte Pellegrino in Palermo. Der Künstler hat als Standpunkt das südliche Ende der Hafenanlagen von Palermo gewählt, von dem aus man einen guten Blick auf den bis auf sechshundert Meter ansteigenden Monte Pellegrino, den „Pilgerberg“, hat. Die Verehrung für die Landschaftsmalerei Paul Cézannes, die den frühen Werken Flochs noch deutlicher anzumerken ist – wir denken vergleichsweise an Cézannes berühmte Serie der Bilder des Montagne Saint-Victoire – ist hier ergänzt durch ein verstärktes Interesse am geometrischen Bildaufbau der Kubisten: „Die größere seelische Intensität des Expressionismus und die bewusstere Formklarheit des Kubismus gehen in ihr (Flochs Malerei) eine neue Verbindung ein.“ Geometrische Elemente bestimmen den Bildaufbau, zu nennen sind hier die Treppenanlage ganz links im Bild, die Kuben der Häuser am Fuße des Berges oder der in Zick-Zack-Linien den steilen Hang hinaufführende Weg. Durch die Schräge der Hafenmauer entsteht ein Tiefenzug, der aber malerisch nicht durch eine Luftperspektive unterstützt wird. Der Bildraum ist einheitlich ausgeleuchtet, Kontraste und Helligkeit sind in Vorder- und Hintergrund durchwegs gleichwertig ausgebildet und sorgen für einen unglaublich scharfen, fast kristallinen Eindruck. Hier ist der kompositionelle Grundgedanke durchaus mit Werken Lyonel Feiningers aus den 1920er Jahren vergleichbar. Horizontale und Vertikale werden besonders stark hervorgehoben und bilden ein stabiles Gerüst: „Um eine Störung des festen Gefüges zu vermeiden, sind die Naturformen vereinfacht, nur die Grundformen mit ihrer kubistischen Kraft sind gegeben.“ Allerdings ist die Malerei Josef Flochs im Vergleich zu Feininger weicher, kaum konturiert, ohne Präzisierung der Stofflichkeit gleichsam in eine zeitlose Atmosphäre gerückt. Der Bildraum ist kein „Wirklichkeitsraum“ , sondern eine neu geschaffene Realität, die Josef Floch in einer faszinierenden und unverwechselbaren Art zu erschaffen versteht.

Das könnte Sie auch interessieren

Bringen Sie Kunst in Ihr Postfach

Follow Us