Carl Moll

1861 Wien - 1945 Wien

Biografie

Blick auf Santa Maria della Salute und den Campanile 1922

Öl auf Holz
27 x 46,2 cm
Monogrammiert links unten: CM
Rückseitig bezeichnet: 28. Jänner 1932 von Prof. Carl Moll als Hochzeitsgeschenk erhalten Wien XIX Wolltergasse 10 Corina Calvagni (?) Sanatorium Tulln b. Wien Das Bild wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Carl Moll in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert und ist unter der Wkv.Nr. GE 340 im Online-Werkverzeichnis registriert.

Provenienz

vermutlich ab 1962 Sammlung Corinna Menninger-Lerchenthal, Wien;
Privatsammlung Niederösterreich

Literatur

Cornelia Cabuk, Stella Rollig, Christian Huemer (Hg.), Carl Moll. Monografie und Werkverzeichnis, Belvedere Werkverzeichnisse, Band 11, Wien 2020, GE 340, m. Abb. S. 214
Vgl.: Tobias G. Natter, Gerbert Frodl, Carl Moll (1861-1945), Ausstellungskatalog, Österreichische Galerie Belvedere, Wien 1998, Tafel 63

Carl Moll, einer der bedeutendsten österreichischen Künstler der Zeit um 1900, wurde 1861 in Wien geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters förderte die Mutter das malerische Talent des Sohnes. Er erhielt Privatunterricht bei Carl Haunold und Christian Griepenkerl und trat dann als Privatschüler in das Atelier Emil Jakob Schindlers ein, der ihn mit der Freilichtmalerei vertraut machte. Drei Jahre nach dem verfrühten Ableben des berühmten Stimmungsimpressionisten heiratete Carl Moll dessen Witwe Anna und wurde somit Stiefvater von Alma, spätere Mahler. 1897 war er Mitbegründer der Wiener Secession. Ausgehend von der Pleinairmalerei des Stimmungsimpressionimus wandte sich Carl Moll der secessionistischen Malweise zu. Kennzeichnend für diese Zeit waren eine pastellige Farbpalette und eine Vorliebe für das quadratische Format. In späteren Jahren lockerte sich die Malweise zusehends auf. Moll förderte und unterstützte junge Kollegen und war künstlerischer Leiter der legendären Galerie Miethke. 1931 erhielt er die Große Goldene Staatsmedaille und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien, Zeichen der bereits zu Lebzeiten großen Anerkennung seiner Arbeit. Carl Moll verstarb 1945 in Wien. Seine Landschaftsbilder gehören zu den gesuchtesten Sammlerstücken und vor allem seine wundervollen Ansichten Venedigs sind äußerst gefragt.

Im Jahr 1922 besuchen Carl und Anna Moll Venedig, und die Serenissima mit ihren prachtvollen Palazzi, zahlreichen Kirchen und ihrer einzigartigen Atmosphäre inspiriert den Künstler zu wundervollen Ölmalereien, wie „Blick von der Giudecca auf Santa Maria della Salute und den Campanile“. Er muss am Ufer der östlichsten Giudecca Insel in der Nähe der Kirche Le Zitelle seine Staffelei platziert haben, um gleichzeitig die Salute Kirche, die Punta della Dogana und den Campanile di San Marco mit den Neuen Prokuratien im Blick zu haben. Links erhebt sich die mächtige Kuppel der Barockkirche, im rechten Bilddrittel ist das ehemalige Zollgebäude mit der bekrönenden goldenen Weltkugel zu sehen und am rechten Bildrand der imposante Glockenturm, das höchste Gebäude Venedigs, dessen Turmspitze ursprünglich den Schiffen als Leuchtturm diente. Summarisch und unglaublich sicher wird das Wesentliche der Architektur mit wenigen Pinselstrichen in trockener Malweise zusammengefasst, Details werden flott angedeutet. Den Bereich des Himmels mit tiefhängenden Wolken gibt Moll mit breitem, kreuzweise gemaltem Duktus wieder. Auf dem Giudecca-Kanal ist lediglich eine einsame Gondel unterwegs und belebt die eindrucksvolle Szenerie. Die hoch gewählte Horizontlinie verstärkt noch den Eindruck der Weite der Wasseroberfläche des breiten Kanals, der rechts im Bacino di San Marco mündet. Auch hier kommt die für die frühen 1920er Jahre typische offene Malweise Carl Molls zum Tragen. Mit meisterhaftem Pinselstrich gibt er das schemenhafte Spiegelbild Venedigs großartiger Architektur im Wechselspiel der Wellen wieder. Er setzt pastose, gespachtelte Stellen neben lasierte Partien, zarte Pastelltöne neben kräftiges Rot und erdiges Braun. Die Unmittelbarkeit des eingefangenen Momentes bezaubert den Betrachter, fast meint man, direkt hinter dem Künstler an seiner Staffelei zu stehen und ihm beim Arbeiten zusehen zu können, den Blick von dem Leinwandbild auf die reale Szenerie schwenkend. Der pastose Farbauftrag verstärkt das Empfinden des spontan erlebten Momentes noch.

Carl Moll hat den Zauber der Lagunenstadt, dem zu Recht zahllose Künstler verfallen sind, einzufangen verstanden und vermag so einen Hauch südlicher Stimmung und Leichtigkeit in unsere Herzen zu bringen. „Moll fühlt das Licht, die Farbe, die Nuance in den Fingerspitzen, die den Pinsel führen, und so entsteht in seinen Bildern ein Schweben und Leuchten des Lichtes von unwiderstehlicher Kraft und unausschöpfbarem Reichtum.“

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