Wrapped Globe (Eurasian Hemisphere) 2019

In unseren Tagen hochbrisant ist der „Wrapped Globe (Eurasian Hemisphere)“ von 2019, eine der letzten großen collagierten Grafiken des Künstlers. Bereits 1989 verhüllte Christo einen Globus für ein Cover des renommierten TIME Magazine und ersetzte schon damals die übliche „Person des Jahres“ durch einen dringenden Weckruf an die Gesellschaft. Die Erde, vor einem blutroten Abendhimmel buchstäblich in den Sand gesetzt, war schon vor 30 Jahren ein visionäres Statement des großen Künstlers. Nach 30 Jahren greift Christo dieses brandaktuelle Thema einer bedrohten Umwelt und gefährdeten Erde in nebenstehender Collage wieder auf. Eingehüllt in einer semitransparenten Folie und fest umschnürt mit hellen Fäden ruht die Erdkugel – eine Reproduktion eines Globus aus den 1960er Jahren mit Europa und Asien im Fokus – auf dem Rücken eines weiblichen Akts, der ebenfalls Teil einer alten Fotografie ist. Anders als bei der naheliegenden Assoziation zum mythologischen Vorbild der Schultern des Atlas bleibt die Deutung des Globus auf dem Rücken des modernen Menschen offen: Ruht sie stabil oder droht sie davonzurollen? Sie könnte uns entgleiten oder aber auch für weitere Erdzeitalter in dieser Position verharren – wir, die Menschheit stehen bereits am Scheideweg, um dieses fragile Wechselspiel zwischen Abdriften und Dauerhaftigkeit für weitere Generationen zu bestimmen.
Christo verhüllt den Globus und interpretiert in einem letzten großen, visionären Meisterwerk auf sehr persönliche Art eines der zentralen Themen unserer Zeit: die Verletzlichkeit unserer Erde.