Josef Mikl

1929 Wien - 2008 Wien

Biografie

Zwei Figuren (Gogol) 2001-2002

Öl auf Leinwand
150 x 200 cm
Monogrammieret und datiert links unten: M. 2 - 1 - 2
Rückseitig betitelt und datiert auf Künstleretikett: 2 Figuren 2001-2
Betitelt, datiert und bezeichnet auf zwei weiteren Etiketten: JOSEF MIKL Zwei Figuren (Zu Gogol-Tote Seelen), 2001-03 (sic!) Öl auf Leinwand 150 x 200 cm

Literatur

Josef Mikl, Brigitte Mikl-Bruckner (Hg.), Josef Mikl. Arbeiten 1997-2008, Wien 2009, Abb. S. 66;
Josef Mikl. retrospektiv, 1947-2003, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Krems, Krems 2004/2005, Abb. S. 157

Josef Mikl gehört zu jenen Künstlern der österreichischen Nachkriegsgeneration, die die heimische Kunstwelt revolutionierten, indem sie mit dem Gegenständlichen brachen und eine eigenständige, abstrakte Bildwelt schufen. Geboren 1929 in Wien besuchte er gemeinsam mit Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky und Arnulf Rainer – dieser allerdings nur drei Tage lang – die Akademie der bildenden Künste in Wien. 1950 begründeten die vier gemeinsam die „Hundsgruppe“ mit und schlossen sich 1956 zur „Gruppe nächst St. Stephan“ zusammen. Zahlreiche Ausstellungen in der gleichnamigen Galerie des kunstsinnigen Monsignore Otto Mauer begründeten den Erfolg der jungen Künstler weit über die Grenzen Österreichs hinaus. So wurde Josef Mikl 1968 zum Vertreter Österreichs auf der Biennale in Venedig und war 1977 Teilnehmer an der Documenta 6 in Kassel. Von 1969 bis 1997 war er Professor einer Meisterklasse für Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien und prägte nachfolgende Künstlergenerationen nachhaltig.

Vor allem seine großformatigen Arbeiten sind von herausragender Bedeutung. Nach dem Brand im Wiener Redoutensaal (Hofburg) erhielt Josef Mikl 1994 den Auftrag zur Neugestaltung. Heute zeugen ein großformatiges Deckenbild und 22 Wandbilder von der Wertschätzung, die dem Künstler national und international entgegengebracht wird. Josef Mikl starb im Jahr 2008 im Alter von 78 Jahren. Alle namhaften Museen zeitgenössischer Kunst in Österreich und zahlreiche wichtige Sammlungen besitzen Werke des Künstlers. So unter anderem das Belvedere, die Albertina, das mumok in Wien, das Lentos in Linz, die Neue Galerie in Graz, die Österreichische Nationalbank, die Sammlung Leopold (heute Leopold Museum), die Sammlung Ploner, das Museum Liaunig, die Sammlung Dieter und Gertraud Bogner (heute mumok) und die Sammlung Essl (heute Albertina modern).

Die menschliche Figur ist von Anfang an einer der Hauptausgangspunkte in den Abstraktionen Josef Mikls und findet sich auch in vorliegendem Bild zweifach wieder. Literarische Werke als Impulsgeber spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sind es in den Bildern des Redoutensaals als Manifest österreichischer Literatur Karl Kraus, Ferdinand Raimund, Johann Nestroy und Elias Canetti, so beschäftigt er sich in einer 1999 bis 2001 entstandenen Serie mit Nikolai Gogols Roman „Die toten Seelen“ von 1842. Die „toten Seelen“ sind verstorbene Leibeigene, für die wegen der in Russland nur alle zehn Jahre aktualisierten Steuerlisten selbst nach ihrem Tod noch Steuern entrichtet werden müssen. Der Held des Buches, Tschitschikow, „kauft“ den Gutsbesitzern ihre „toten Seelen“ ab, verpfändet sie dann, macht bei den Banken Kredite für sie geltend und wird so zum reichen Mann.

Eine Bruchlinie geht in Form von weißgelassenen Stellen vertikal durch das Bild und trennt zwei eng aneinandergedrängte Figuren links vom rechten Bildteil. Sie haben ihre Köpfe zusammengesteckt, wie wenn sie einander etwas zuraunen würden. Die Gestalt rechts im Bild ist vieldeutig und ambivalent, auf jeden Fall orientiert sie sich in Richtung der Figuren links hin. In den späteren Bildern des Künstlers spielen menschliche Beziehungen, die Kontaktaufnahme, das Gespräch eine wesentliche Rolle (siehe auch Kat.Nr. 75). Mit heftig-gestischem roten Strich hat Josef Mikl die wesentlichen Formen erfasst, die sich von einem stark orangen Hintergrund abheben. Einzelne Elemente wie die Köpfe der zwei Figuren sind schwarz lasierend akzentuiert. Die Macht der Darstellung ist gewaltig und mitreißend, die Erzählung nimmt einen unmittelbar gefangen und ist Beleg des unglaublichen malerischen Gespürs von Josef Mikl.

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