Arik Brauer

1929 Wien - 2021 Wien

Biografie

Theseus um 2010

Öl auf Hartfaser
50 x 65 cm
Signiert links unten: BRAUER
Rückseitig betitelt und nummeriert: ÖL 797 50 x 65 THESEUS
Werknummer Öl 797

Provenienz

Privatbesitz Wien (direkt vom Künstler)

Literatur

Vgl.: Danielle Spera, Daniela Pscheiden (Hg.), Arik Brauer. Alle meine Künste, Ausstellungskatalog, Jüdisches Museum, Wien 2019, Abb. S. 83;
Franz Smola, Alexandra Matzner (Hg.), Arik Brauer. Gesamt. Kunst. Werk, Ausstellungskatalog, Leopold Museum, Wien 2014/2015, Abb. S. 100, 138

Theseus, der legendäre König von Athen, war neben Herakles einer der berühmtesten Helden der griechischen Mythologie. Er war der Sohn des athenischen Königs Aigeus und von Aithra, Tochter des Pittheus, Königs von Troizen. Der kinderlose Aigeus folgte einem Orakelspruch und schwängerte Aithra, kehrte aber danach wieder nach Athen zurück.
Vorne steht im Heck eines am Meer treibenden Bootes Theseus, als hellgewandete Lichtgestalt. Zu seinen Füßen ein Schwert und eine Sandale, Symbole seines hohen Standes. Sein Vater Aigeus hatte diese am Strand von Troizen als Erkennungszeichen unter einem großen Stein verborgen. Rechts weit hinten sehen wir den zum Mann gereiften Theseus, der den Stein am Strand wegrollt und das vom Vater Hinterlassene findet. Mit diesen Gaben wird er nach Athen reisen, um als rechtmäßiger Thronfolger anerkannt zu werden. Vorher hat er aber noch zahlreiche Abenteuer zu überstehen und Kämpfe auszufechten, von denen einige im Bild dargestellt sind. Wir sehen das Labyrinth mit dem Minotaurus, davor das rote Wollknäuel, den Faden, den ihm Ariadne gibt, damit er nach Bezwingung des Wesens mit dem Stierkopf wieder den Weg aus dem Irrgarten finden kann. Daneben eine tödlich getroffene Amazone, deren Volk er gemeinsam mit seinem Cousin Herakles bezwingt. Links von der zentralen Figur sehen wir Theseus nochmals mit der Keule des Periphetes, mit der er gerade die Krommyonische Wildsau Phaia erschlägt. Dahinter Sinis, der Fichtenbeuger, der seine Opfer misshandelte und daher auch von Theseus getötet wurde. Vor diesen beiden Szenen kniet Phaidra, Tochter des Minos und eine der zahlreichen Frauen des Theseus. Diese verliebt sich in ihren Stiefsohn Hippolytos, Sohn des Theseus und der Amazone Antiope, wird allerdings von ihm zurückgewiesen. Aus Verzweiflung erhängt sie sich und hinterlässt einen Abschiedsbrief, in dem sie Hippolytos bezichtigt sie bedrängt zu haben, was diesen das Leben kostet.

„Griechische Mythen waren immer schon eine große Inspirationsquelle für meinen Vater, vor allem was die psychologisch menschliche Komponente der Helden anbelangt. Diese Geschichten waren für ihn fantastischer Realismus.“ (Timna Brauer, 2021)

Arik Brauer ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Es gelingt ihm, die zahlreichen Handlungsstränge dieser umfangreichen Sage in einem Bild einzufangen. Mittels wohlüberlegt gesetzter Farbakzente lenkt der Künstler das Auge des Betrachters zuerst auf die Hauptfigur im Vordergrund, den Helden unserer Sage. Dann lockt er den Blick mit gekonnt positionierten hellen Stellen – einmal sind es die Ockertöne des Inkarnats und immer wieder ein intensives Rot in verschiedenen Abstufungen – von Geschichte zu Geschichte. Das gesamte bewegte Leben des Theseus breitet sich in all seiner Heroik und Tragik hier in dieser flachen, braunen vom Wasser eingeschlossenen Landschaft vor uns aus. Kein anderer Künstler versteht es wie Arik Brauer durch zarte Lasuren das Licht im Bild derart zum Strahlen zu bringen. Die so erschaffenen Leuchtwesen sind es, die seinen Bildern eine Seele geben.

„In einem letzten Arbeitsgang wird mit Lasuren Vorhandenes gesteigert, Lichter werden zum Strahlen gebracht und Schatten werden vertieft. Es ist ein für den Maler beglückendes Wandern in mir (dem Ölgemälde) – Ich habe meinen Körper, meine Seele, es gibt mich.“ (Arik Brauer)

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