Erwin Wurm

1954 Bruck a. d. Mur

Biografie

Fat Bus (Crystal) 2016/2017

Muranoglas
23 x 30 x 51 cm
AP 1/2
Auflage: 3 Stück, 2 artist proofs Expertise unterzeichnet vom Künstler liegt bei.

Provenienz

Privatsammlung Österreich

Ausstellung

Glasstress 2017, Palazzo Franchetti, Venedig

Literatur

Vgl.: Erwin Wurm, Ausstellungskatalog, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg 2017, Abb. S. 75 ff.;
Erwin Wurm. Disruption, Ausstellungskatalog. Sara Hildénin Art Museum, Tampere, Finnland 2015, Abb. S. 96 ff.;
Erwin Wurm. The artist who swallowed the world, Ausstellungskatalog, MUMOK Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Wien 2006/2007, Abb. S. 195 ff.

Erwin Wurm, einer der bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer Kunst in Österreich, zählt mittlerweile zu den wichtigsten Gegenwartskünstlern weltweit. 1954 in Bruck an der Mur geboren, besuchte er sowohl die Akademie der bildenden Künste als auch die Universität für angewandte Kunst, an der er später bis 2010 als Professor für Bildhauerei, Plastik und Multimedia lehrte.

Die skulpturale Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist geprägt von einer Aufweichung der Grenzen zwischen den einzelnen Gattungen und einer stetigen Erweiterung des Skulpturenbegriffs. Erwin Wurm trägt diese Entwicklung mit immer neuen unerwarteten Wendungen ins 21. Jahrhundert. Er stellt die klassischen Ansätze der skulpturalen Technik auf innovative, humoristische, aber gleichzeitig tiefsinnige Weise in Frage. Dabei bringt er auch interaktive, soziale wie zeitliche Aspekte ins Spiel. In der Radikalität seiner „One Minute Sculptures“ – Personen posieren mit Alltagsgegenständen oder führen in zweckentfremdeter, durch Schichtung sowie Ausstopfen deformierter Kleidung angeleitet vom Künstler gewisse Handlungen aus – erinnert er an die „Readymades von Marcel Duchamp“ (Stella Rollig).

Erwin Wurm wurde mehrfach für seine künstlerischen Leistungen ausgezeichnet und stellt weltweit in namhaften Galerien und großen Museen aus. 2017 bespielte er den Österreich-Pavillon auf der Biennale in Venedig. Allein im Jahr 2023 waren ihm mehrere Ausstellungen gewidmet, darunter im Sommer in der Peter Marino Art Foundation in Southampton, New York, und zwei Werkschauen in Seoul .

Noch bis 14. Oktober 2023 zeigt das Tel Aviv Museum of Art „Erwin Wurm. Away at Home“ und bis 28. April 2024 ist im Yorkshire Sculpture Park in West Bretton, Wakefield, „Truth“ zu sehen. Es ist die erste Museumsausstellung in Großbritannien und versammelt Skulpturen, Malerei, Fotografien, Videos und Zeichnungen, darunter auch eine Reihe von großen Skulpturen, die speziell für YSP geschaffen wurden.

Durch die Zusammenarbeit mit einer bekannten Glasmanufaktur auf Murano, tritt Glas als Werkstoff in das Schaffen Erwin Wurms. Seine Skulptur „Fat Bus“, die in mehreren Farben aufgelegt wurde und im Rahmen der Biennale di Venezia in der Ausstellung „Glasstress 2017“ im Palazzo Franchetti präsentiert wurde, ist ebenso ein Beispiel dafür wie die Figuren „Vater“ (Kat.Nr. 26) und „Crystal“ (Kat.Nr.27). Einmal mehr lotet der Künstler die Grenzen zwischen Alltagsobjekten und Kunst aus. Das kann durch einen neuen Kontext, durch skurrile Kombinationen entstehen, aber auch durch das Auflösen, Ausdehnen und den Formverlust. Die Interaktion mit der Umwelt, das Einordnen gewisser Gegenstände in den uns umgebenden Raum wird auf den Prüfstand gestellt.

Auf Glasfüßen balanciert eine Dopplerflasche , die als Sinnbild eines „Vaters“ dient, der einem guten Schluck Wein wohl nicht abgeneigt ist, mit all den zugehörigen Assoziationen. Ein schwerer Stein steht voll unglaublich selbstbewusster Präsenz auf kurzen Beinen breitbeinig vor uns und der ikonische VW-Bus schmilzt dahin. Das Auto, Triumph der Technik, wirkt wie eine amorphe, organische Struktur und geht jeglicher Aerodynamik, jeglichen technisch ausgeklügelten Designs verlustig. Gleichzeitig wird es vermenschlicht, es hat Probleme mit seinem Gewicht, es quillt aus seinen „Kleidern“, wird unförmig, unbeweglich, verliert an Gewandtheit und Kondition. Wir befinden uns im Spannungsfeld zwischen Wiedererkennen und Befremdetsein, zwischen Banalem und Existentiellem.

Das könnte Sie auch interessieren

Bringen Sie Kunst in Ihr Postfach

Follow Us