13.03. - 08.04.2023
MODERN & CONTEMPORARY Frühling 2023
3

Hans Staudacher

1923 St. Urban am Ossiacher See - 2021 Wien

Biografie

Spuren 1959

Öl und Mischtechnik auf Hartfaser
130 x 85 cm
Signiert und datiert rechts unten: HStaudacher (19)59
Rückseitig signiert und datiert: HStaudacher 1959

Provenienz

Sammlung Helmut M. Zoidl (H.M.Z. Privatstiftung)

Literatur

Helmut A. Gansterer (Hg.), Helmut M. Zoidl. Mein Weg zur Kunst. Die Sammlung der H.M.Z. Privatstiftung, Wien 2010, S. 269, Abb. S. 210
Vgl.: Andrea Madesta (Hg.), Hans Staudacher. Eine Retrospektive, Ausstellungskatalog, Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt 2007/2008, S. 73 f.

„Malerei und Poesie erzählen nicht mehr, sie handeln.“ So lautet schon früh das zentrale Credo des Künstlers, und wie kein Zweiter seiner Generation entwickelt er eine unverwechselbare spontane „Hand-Schrift“, die sein gestisch-zeichenhaftes Oeuvre der kommenden Jahrzehnte prägt. Die entscheidenden Anregungen absorbiert er, wie so zahlreiche Künstler seiner Generation, in Paris, wo vor allem die Bekanntschaft mit dem „Superstar“ des Informel, George Mathieu, die Auseinandersetzung mit der surrealistischen „ecriture automatique“ sowie auch die Beschäftigung mit den Spielarten des abstrakten Expressionismus für ihn von zentraler Bedeutung sind. 1959, Hans Staudacher stellt gerade erfolgreich in Essen, Paris, der Wiener Secession sowie im Boston Museum aus, entsteht dieses frühe Meisterwerk „Spuren“. Auf dem großformatigen, hellen Malgrund schwingt an den Rändern dynamisch ein lockeres Gewebe aus schwarzen, blauen und roten Linien, ein Stakkato aus schraffierten Flächen und unleserlichen Schriftzeichen, das sich zum Kraftzentrum der Bildmitte hin in einem wilden Furioso farblich und formal zur bunten Collage verdichtet. Die Kombination aus gestisch-expressiven Pinselzügen und skripturalen Elementen steht dem Graffito nahe und erinnert an die zeitgleichen Drip Paintings Jackson Pollocks oder auch die gewebeartigen Kritzeleien Cy Twomblys. Hans Staudacher fängt hier „…Zeitmomente spontan ein, schleudert sie hin, bindet sie in den Collagen zuweilen an kleine Materialfetzten und mit den rhythmisiert eingedruckten Lettern werden sie unübersehbar-, ja unüberhörbar.“ Es geht dem Künstler hier um ein provokantes Durchbrechen traditionell gelehrter Sicht- und Kompositionsweisen, um nichts Geringeres als eine radikal neue Ästhetik der Malerei, deren Triebfedern nicht die abwägend strukturierende menschliche Ratio, sondern möglichst ungefilterte Emotionen und Impulse aus den kaum bewussten Tiefen des Seelenlebens sind. Malen heißt für Hans Staudacher immer Aktion, Dynamik, Bewegung mit gesamtem körperlichem Einsatz. Als ein "Florettfechter mit dem Pinsel" wurde er oft apostrophiert und seine Arbeiten gleichen tatsächlich Kunst gewordener Energie.

„Spuren“, mit seinem eruptiven Pinsel-Stakkato, den Farbklecksen und der Rasanz der pulsierenden Linien ist ein bedeutendes und selten frühes Beispiel der informellen Malerei im Aufbruch Österreichs in die Moderne und zeigt einmal mehr, dass Hans Staudacher auch keinen Vergleich mit den weltberühmten Protagonisten der zeitgenössischen internationalen Avantgarde zu scheuen braucht.

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