Max Oppenheimer

1885 Wien - 1954 New York

Biografie

Fliederstrauß 1933

Öl auf Leinwand
65,5 x 50 cm
Signiert rechts unten: MOPP.

Provenienz

Privatsammlung Österreich

Ausstellung

Kollektivausstellung MOPP, CXXXIX. Ausstellung, Secession, Wien 1935/1936, Nr. 8

Literatur

Marie-Agnes von Puttkamer, Max Oppenheimer - MOPP (1885-1854). Leben und malerisches Werk mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Wien 1999, S. 275, Wkv.Nr. 222 (o. Abb.)

Im März 1932 übersiedelt Max Oppenheimer aufgrund der prekären politischen Lage von Deutschland zurück nach Wien. Bereits ein Jahr später, im Anschluss an das Novemberpogrom, wird sein Werk in Berlin diffamiert und später für „entartet“ erklärt. Aber auch in Österreich gestaltet sich seine wirtschaftliche Lage, trotz großer Bekanntheit und Ausstellungspräsenz in Künstlerhaus und Secession, sehr schwierig, sodass er auf Hilfe seiner Schweizer Freunde und Mäzene Jenny und Sidney Brown angewiesen ist . „Das Wenige, was die Regierung tut, macht sie für kirchliche Kunst und für die Provinz. Wie überhaupt ein empörend ordinärer Zug durch die Zeit geht, denn es ist nicht nur die materielle Knappheit, es ist auch die Abkehr von der Geistigkeit, die diese Notlage so drückend macht“, schreibt der Künstler 1935 in einem Brief an Jenny Brown.

Umso bemerkenswerter erscheint die klare Präsenz und die schlichte Schönheit des Fliederstraußes, den Max Oppenheimer so eindrucksvoll und als lebensfrohen Kontrapunkt zu seinem Alltag auf der Leinwand verewigt hat. Die Beruhigung der früheren kubischen und futuristischen Formensprache in Kombination mit einem farbigen, vor allem in der Charakterisierung der lila Dolden, fast spätimpressionistischen Duktus sind für diese Jahre charakteristisch. Die Hinwendung zum raren Thema Blumenstillleben kann durchaus auch als eine Art „innere Emigration“ gedeutet werden. Max Oppenheimer formt hier mit kraftvollem Pinselstrich jedes Detail dieses Bildes, und souverän gibt er die Blütenpracht des Fliederbusches in all ihren fein nuancierten Lilatönen wieder. Durch den pastosen Farbauftrag verleiht Max Oppenheimer dem Strauß in der Vase eine großartige Plastizität, die durch den indifferenten Hintergrund gelungen kontrastiert wird. Mit raschem Lineament und flüchtigem Umriss hat er die Glasvase festgehalten, und der Eindruck der schimmernden Transparenz ist ihm meisterhaft gelungen, obwohl das Gefäß nur schemenhaft wiedergegeben ist. Hinterfangen ist das duftende, frühlingshafte Blühen von einem weißlichen Hintergrund, an dessen Rändern amorphe, schattige Braun- und Grüntöne hereinwachsen. Links der Vase sind zarte Wellenlinien angedeutet, vielleicht eine schwingende Gardine, die hinter den Blumen weht. Hier assoziiert man auch die energiegeladen wirkenden Kraftlinien in den Porträtdarstellungen Max Oppenheimers, auch diese sind oft unbestimmt in vibrierenden Grau- und Brauntönen gehalten, stets expressiv, manchmal ins Kubistische schweifend. Nicht zuletzt diese formale Parallele erhebt den „Fliederstrauß“ gleichsam in den Rang eines Porträts.
In den Jahren 1933 bis 1935 malt der Künstler einige Blumenbilder, darunter Nelken und Herbstblumen. Sie sind nicht nur geistiges, auch künstlerisches Rückzugsgebiet und bieten ihm die Möglichkeit, seinen kultivierten Expressionismus weiterzuentwickeln, ohne angefeindet zu werden. „Fliederstrauß“, schon bald nach seiner Entstehung in der Wiener Secession ausgestellt, ist ein rares und berührend persönliches Zeugnis aus einer dunklen Zeit, ein Meisterwerk der Malkunst des Kosmopoliten Max Oppenheimer, dessen Beitrag zur österreichischen Kunstgeschichte von entscheidender Bedeutung ist.

Ausstellungstipp: MAX OPPENHEIMER.
Expressionist der ersten Stunde,
Leopold Museum, 6.10.2023 bis 25.2.2024

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