Max Oppenheimer

1885 Wien - 1954 New York

Biografie

Quartett 1948

Handkolorierte Farblithografie auf Papier
21,5 x 30,8 cm (Druckgröße) 30,3 x 43,1 cm (Blattgröße)
Signiert und datiert rechts unten: MOPP. 1948
Bezeichnet links unten: épreuve corrigée (Sonderdruck neben der regulären Auflage von 50 Stück)

Provenienz

Privatsammlung Graz

Literatur

Max Oppenheimer. Verzeichnis der Druckgraphik, Galerie Pabst, München 1993, Wkv.Nr. L 26
Vgl.: Marie-Agnes von Puttkamer, Max Oppenheimer – MOPP (1885-1954). Leben und malerisches Werk mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Wien 1999;
Tobias G. Natter (Hg.), MOPP. Max Oppenheimer, 1885-1954, Ausstellungskatalog, Jüdisches Museum der Stadt Wien, Wien 1994

Neben den zahlreichen expressiv-psychologisierenden Porträts gilt sein Interesse der Darstellung von Musik. Selbst seit früher Kindheit mit Violinunterricht aufgewachsen, führt er dieses oft wiederkehrende Thema in verschiedenen Techniken und Variationen aus. Ausgehend vom 1914 entstandenen Gemälde „Heßquartett“ , das die einzelnen Musikerporträts in der Komposition noch miteinbezieht, kommt es schon ein Jahr später zu einer formalen Steigerung des Motivs, indem Oppenheimer im Ausstellungsplakat für den Kunstsalon Wolfsberg erstmals die Musiker als Protagonisten ausschließt und sich in der Lithografie ausschließlich auf die den Klang erzeugenden Musikinstrumente, die Hände der Streicher und die Notenhefte konzentriert. Diese werden in Anlehnung an futuristische Gestaltungsmittel so ineinander verschachtelt, dass herkömmliche Kompositionskriterien, wie die Perspektive, völlig außer Kraft gesetzt werden. Das Fehlen jeglicher horizontal oder vertikal ausgerichteter Struktur erzeugt eine Dynamik, die die Bewegung beim Musizieren wiedergibt und die gespielten Töne sozusagen optisch hörbar macht. Durch diese formale Reduktion gelingt es Max Oppenheimer, die Musik und den Akt des Musizierens in völlig neuartiger Weise zu veranschaulichen.

Das „Quartett“ von 1948 ist gewissermaßen eine ins Querformat auseinander gezogene Variante des „Rosé-Quartetts“ von 1920, aber im Unterschied zur früheren Arbeit wird die zweite Geige am rechten Bildrand zur Gänze, und nicht nur mit dem Hals und der Schnecke, dargestellt. Auch das Kolorit hat sich verändert: statt des von den Anzügen der Musiker inspirierten grauen Hintergrundes dominiert in dem rechteckigen Blatt ein warmer Gelbton, der der Darstellung eine heitere Note verleiht.
Unser nebenstehendes „Quartett“ stellt außerdem eine für Sammler hochinteressante Besonderheit dar, ist sie doch keine „gewöhnliche“ handsignierte Farblithografie – auch eine solche wäre in kleiner Auflage selten genug – sondern ein vom Künstler in Teilen handkolorierter Probedruck („Epreuve corrigée“). Offenbar noch um Verbesserungen in der Farbgebung bemüht, hat Max Oppenheimer vor allem die rötlichen Korpusse der Streichinstrumente sowie die gelben Silhouetten der Personen mit markanten Aquarelllasuren verstärkt.
Dieses faszinierende und als große Rarität anzusehende Werk besticht durch die präzise wiedergegebene Haltung der Musiker beim Streichen ihrer Instrumente, wie sie nur durch genaue Beobachtungsgabe sowie durch eigene Kenntnis des Violinspiels möglich ist. Beide Voraussetzungen erfüllte der hochmusikalische Maler, der unzufrieden war, „umgeben mich nicht meine Bilder, Bücher und Geigen“, wie er seiner Mutter in einem Brief von 1919 mitteilte .

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