Oskar Laske

1874 Czernowitz - 1951 Wien

Biografie

Türkenbelagerung Wien 1683 um 1940

Gouache, Aquarell auf Papier auf Karton
40,2 x 43,2 cm
Betitelt Mitte unten: Türkenbelagerung Wiens - Jahr 1683

Provenienz

Privatsammlung Wien

Literatur

Lily Schulz-Laske, Elisabeth Kesselbauer-Laske (Hg.), Oskar Laske. Der künstlerische Nachlass, Wien 1952, Farbskizzen und Entwürfe, S. 13
Vgl: Tobias G. Natter, Oskar Laske. 1874-1951, Ausstellungskatalog, Kunsthaus Wien, Wien 1996;
Cornelia Reiter, Oskar Laske. Ein vielseitiger Individualist, Salzburg 1995

In einer bunten Mischtechnik – Gouache und Aquarell auf Papier – hat Oskar Laske die Zweite Türkenbelagerung Wiens 1683 aus der Perspektive der Belagerer festgehalten. In Reih und Glied warten die Kämpfer des Großwesirs Kara Mustapha auf ihren Dromedaren links im Bild auf den Befehl zum Angriff. In der Bildmitte sieht man ein Kampfgemenge mit berittenen Soldaten, die versuchen, eine Bresche in die Phalanx der Türken zu schlagen. Am vorderen Rand eine scheinbare Idylle mit einem großen Zelt und einem Badeteich davor, in dem sich einige Frauen erfrischen. Diese Oase der Ruhe, die auch farblich im krassen Gegensatz zur Kriegsszenerie dahinter steht, ist eingezäunt und streng bewacht. Hier blicken wir auf von den Belagerern entführte Frauen, die als Sklavinnen wohl für den heimatlichen Harem bestimmt sind. Auch die Fröhlichkeit des bunten Gewimmels links davon trügt. Bei näherer Betrachtung erkennen wir die grausamen Methoden der Osmanen, die Frauen in ihre Gewalt bringen und deren Männer und Kinder morden.

Im Hintergrund erstreckt sich die weite, leere Landschaft – die Vorstädte waren noch vor Eintreffen der Aggressoren niedergebrannt worden – in Richtung Wien, das von den Zeltstädten der Belagerer umzingelt ist. Man sieht von der Schmelz, auf der der Großwesir sein Zeltlager errichten ließ, auf die Silhouette der Stadt, dahinter die Donau. Zu erkennen sind auch die neuen Befestigungsanlagen, die Stadtmauern und Basteien, die in Folge der Ersten Türkenbelagerung zur Verteidigung der am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege – der Donau und der Bernsteinstraße – liegenden Stadt errichtet worden waren. Links im Bild der Leopoldsberg, der als Ausgangspunkt der zur Hilfe eilenden Verstärkung eine wesentliche, schlachtentscheidende Rolle spielen wird. Von hier aus wird am 12. September Polens König Johann II. Sobiesky mit seinem Heer die osmanische Armee zum Rückzug zwingen und Wien nach fast zwei Monaten Belagerung befreien.

Bereits 1922 greift Oskar Laske das Thema der Belagerung Wiens in einem großen Ölbild (Opus XXIX) auf, in dem er Wien während der Ersten Türkenbelagerung zeigt. Auch hier kombiniert er wie in vorliegender Papierarbeit mehrere Erzählstränge gekonnt miteinander. Auch in der Bildkomposition lassen sich Parallelen finden. Durch das Heranrücken einzelner Szenen an den vorderen Bildrand wird man unmittelbar in das Bildgeschehen hineingezogen. Die Tiefenwirkung wird durch den hoch angesetzten Horizont und den Einsatz der Vogelperspektive bewusst verstärkt. Unverkennbar tritt uns Oskar Laske hier einmal mehr als meisterhafter Erzähler und Kolorist entgegen.

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