Jakob Gasteiger

1953 Salzburg

Biografie

15.5.2020 2020

Acryl auf Holz
Ø 110 cm
Rückseitig Künstlerstempel, signiert und datiert: Jakob Gasteiger 15.5.2020

Literatur

Vgl.: Klaus Albrecht Schröder (Hg.), Jakob Gasteiger. Post-Radikale Malerei, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien 2021

„Vor über dreißig Jahren habe ich mit verschiedenen Werkzeugen experimentiert. Das waren Spachteln oder Hölzer, mit denen ich die Farbe bearbeitet habe. Ich wollte nicht mehr mit einem Pinsel malen und habe so versucht, zu neuen Bildfindungen zu kommen. Einmal habe ich ein Sägeblatt verwendet und damit die Farbe strukturiert. Seit damals verwende ich Kammspachteln, die ich für jedes Bild selber herstelle. Die Bilder liegen am Boden, bei größeren Formaten lege ich einen Steg über das Bild, so dass ich die mittleren Bereiche der Leinwand erreiche.“ (Jakob Gasteiger)

Jakob Gasteiger nimmt innerhalb der zeitgenössischen Malerei eine interessante Sonderstellung ein. Wie die Vertreter der Minimal Art lehnt er Anregungen aus der sichtbaren Dingwelt, die ins Figurative hineinführen, konstant ab und somit auch eine ikonografische oder symbolische Interpretierbarkeit seiner Bildinhalte. Auch wenn viele seiner Werke monochrom gestaltet sind, so ist ihm eine „bedeutungsschwangere Aufladung“ dieser Monochromie im Sinne eines Yves Klein fremd. Mit seinem raumgreifenden Farbauftrag steht er zwar in der Tradition eines Donald Judd oder Sol LeWitt, die räumliche Wirkung seiner Werke ist aber wesentlich subtiler. Seine Bilder geben einem Raum Ordnung, gestalten ihn mit ihren mit Rakeln bearbeiteten reliefartigen Oberflächen gleichsam um. „In einem Land, das sich über ein Jahrhundert lang von Schiele über Brus und Rainer, Hollegha, Brandl und Scheibl dem Pathos des Expressionismus verschrieben hat, ist Jakob Gasteiger der Ruhepol, der klarsichtige Analytiker in diesem Meer der Gefühle.“
Mit wenigen Parametern erschafft Jakob Gasteiger Arbeiten von „ästhetischem Reichtum“ und „aufregender Vielfalt“ . Er spielt mit dem Format – weit ausladendes Rechteck, Tondo oder Quadrat –, mit Texturen und Strukturen. Die Rakel, selbst angefertigte Kämme, die sein bevorzugtes Malwerkzeug sind, können feine oder scharfkantige, breit auseinanderliegende Furchen in der feuchten Farbe hinterlassen. Farbpigmente erhalten einen ungeheuren Glanz durch die Beimengung von Glassand, Aluminium- oder Kupferpulver. Jakob Gasteiger arbeitet mit Öl und Acryl, erzeugt matte oder glänzende Oberflächen mit natürlichen Pigmenten oder grellbunten Neonfarben. Mit traumwandlerischer Sicherheit fließt ein Werk in das darauffolgende. In den so entstandenen Serien, die sich durch verwandte Bildformate und gleiches Farbmaterial auszeichnen, „dekliniert er alle Nuancen einer Konzeption durch“ . Wenngleich seine Arbeiten am Boden liegend geschaffen werden, so sind sie doch nach ihrer Vollendung Bilder an der Wand, die durch die Struktur der gekämmten Pigmente eine Leserichtung erhalten, indem das Auge des Betrachters den Graten oder wellenförmig angelegten Kurvaturen folgt. Die faszinierende Pastosität und raumgreifende Erhabenheit der Bildoberflächen rücken die Malerei an die Grenze zum Skulpturalen, der Künstler selbst nennt seine Arbeiten „Bildobjekte“ , in denen er das Medium Malerei in all seinen Bestandteilen reflektiert und neu interpretiert hat.

Das könnte Sie auch interessieren

Bringen Sie Kunst in Ihr Postfach

Follow Us