Arnulf Rainer

1929 Baden

Biografie

Christus frühe 1980er Jahre

Mischtechnik auf Fotografie
59,5 x 39,5 cm (Passepartout-Ausschnitt)
Signiert rechts unten: A. Rainer

Provenienz

Privatsammlung Wien

Literatur

Vgl.: Antonia Hoerschelmann, Helmut Friedel (Hg.), Arnulf Rainer, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien 2014/2015;
Ingried Brugger (Hg.), Arnulf Rainer. Gegen. Bilder. Retrospektive zum 70. Geburtstag, Ausstellungskatalog, Kunstforum, Wien 2000, Abb. S. 203 ff.;
Arnulf Rainer. 100 Bilder aus der Sammlung Essl, Ausstellungskatalog, Schömer-Haus, Klosterneuburg 1994/1995, Abb. S. 67 ff., S. 103 ff.

„Malerei, um die Malerei zu verlassen“ ist eine programmatische Absichtserklärung von Arnulf Rainer aus dem Jahre 1952. Tatsächlich begibt er sich somit auf die Suche nach einer neuen Bildsprache.

Sein gesamtes Oeuvre ist der Versuch, „neue Bildinhalte und Ausdrucksformen zu finden, die der ganzheitlichen Wahrnehmung unseres Unterbewußtseins entspringen“ .

Dabei geht es dem Künstler nicht nur um die Übertragung der eigenen Empfindungen und Zustände, sondern auch um deren Übertragung auf die Betrachterin, den Betrachter.

In den Christus-Übermalungen, die ab 1980 entstehen, nimmt Arnulf Rainer keinerlei Rücksicht auf die Bedeutung der fotografisch dargestellten religiösen Figur. „Das Haupt Jesu Christus auf der Photographie erfährt so keine auratische Aufladung, es wird vielmehr befleckt, ein Vorgang, der theologisch wie künstlerisch in gleicher Weise von besonderer Bedeutung ist: Er ist Inbegriff jedes sündigen Vergehens, und er bezeichnet zugleich den Ursprungsmoment jeder Malerei: die Berührung der unangetasteten Leinwand mit Farbe… Die Malerei trägt trotz und gerade in ihrer Selbstbefreiung von allen künstlerischen Regularien und ästhetischen Schönheitsidealen den Charakter der Verfehlung, nicht nur, weil sie sich des Bildes Christus bemächtigt, sondern vor allem wegen der Verletzung jeder Vorstellung des Maßvollen.“

Arnulf Rainers Christus-Übermalungen gehören gerade wegen der Negierung des religiösen Aspekts zu den spannungsvollsten Arbeiten der 1980er Jahre. Von unserer Kultur geprägt können wir uns nicht loslösen von allen Assoziationen, die das leidende, aber doch sich stumm in sein Schicksal ergebende Antlitz des Sohnes Gottes in uns hervorruft. Diese werden durch die expressiv gesetzten schwarzen Schraffuren und Lagen zugleich hervorgehoben und negiert. Es ist ein weites Spannungsfeld, das sich hier auftut und uns in seiner Intensität nicht kaltlassen kann.

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